Laüstic


In Marie de Frances Lai, aus der Gegend von Saint-Malo in der Bretagne, verliebt sich eine verheiratete Dame in ihren Nachbarn. Das Liebespaar kann sich nur am Fenster sehen, miteinander sprechen und sich Geschenke zuwerfen. Ihre geheime Beziehung dauert so lange bis sich die Liebenden in einem Sommer sogar nachts treffen und dem Gesang der Vögel lauschen. Der Ehemann der Dame ist erzürnt, dass sich seine Frau immer wieder aus dem Bett erhebt und wegschleicht. Als er sie zur Rede stellt, bekommt er immerzu die gleiche Entschuldigung zu hören: es sei die Nachtigall, an deren Gesang sie sich erfreue und nach dem sie sich sehne, so dass sie nicht schlafen könne. Daraufhin lässt der Mann den Vogel fangen und erwürgt ihn in Gegenwart seiner Frau. Der Tod der Nachtigall bedeutet das Ende des Liebesverhältnisses zu ihrem Nachbarn, weil die Dame nun keinen Vorwand mehr hat, um nachts ans Fenster zu treten. Dennoch möchte sie ihren Geliebten über die Gründe ihrer Absenz unterrichten und so schreibt sie ihre Geschichte mit Gold auf einen Samtstoff mit dem sie dann den toten, verstummten Vogelkörper umwickelt, der von einem Boten dem Geliebten überbracht wird. Dieser lässt ein Kästchen aus reinem Gold, verziert mit kostbaren Edelsteinen, schmieden und legt die Nachtigall hinein. Von diesem Kästchen wird sich der adelige Nachbar von nun an nicht mehr trennen.




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Jean de Liège:

Marmorbüste der Marie de France,

um 1381,

Saint-Denis: Kathedrale,

Kapelle Notre-Dame-la-Blanche